Der Wohnungs- und Siedlungsbau der 1960er und 1970er Jahre im Großraum München

Entwicklung – exemplarische Dokumentation – Bewertungsfragen

Masterarbeit: Katrin Link, geb. Vogt

Die Wohnung bildet im Allgemeinen den Lebensmittelpunkt eines Menschen und ist Spiegel und Zeitzeugnis des Einzelnen und der Gesellschaft. Gegenüber den zumeist repräsentativen Bauaufgaben des öffentlichen Lebens wie etwa der Bau einer Konzerthalle oder eines Flughafens ist der Wohnungsbau zwar weniger aufsehenerregend, stellt aber die Hauptaufgabe unseres Bauens dar und ist somit ebenso ein primäres Betätigungsfeld in der Denkmalpflege. Die Notwendigkeit des Schutzes des beispielsweise mittelalterlichen oder neuzeitlichen Bürgerhauses ist dabei unumstritten. Auch ist die einstige emotionale Ablehnung des Historismus überwunden und die Wohnhäuser der Gartenstadtbewegung können ohne Konflikte als ein zu bewahrendes Kulturerbe eingestuft werden. Die Bedeutung der nüchternen Formen der neuen Sachlichkeit werden zwar nicht immer als „schön“ empfunden, doch Schlagworte wie „Onkel Toms Hütte“, die „Hufeisensiedlung“ oder die „Stuttgarter Weißenhofsiedlung“ gelten als hochgelobte Symbole der Moderne und sind wichtige, von der Allgemeinheit akzeptierte Baudenkmäler beziehungsweise Ensembles. Rückt man allerdings in der Geschichte näher an die Gegenwart, treten noch häufig Kontroversen auf. So genießt die ungeliebte Architektur des sogenannten Dritten Reiches weiterhin weniger Akzeptanz und so muss immer wieder aufs Neue für die Wertschätzung der Bauwerke der Nachkriegsmoderne geworben werden.

Für jene Anerkennung setzte ich mich unter anderem im Rahmen meiner Masterarbeit 2010 ein: In der Auseinandersetzung mit dem Thema des Wohnungs- und Siedlungsbaus der 1960er und 1970er Jahre anhand exemplarischer Untersuchungen verschiedener Komplexe im Großraum München habe ich den Versuch unternommen, denkmalpflegerische Bewertungskriterien aufzustellen. Diese sind für eine objektive und anspruchsvolle Inventarisation notwendig. Entstanden ist ein „Fragenkatalog“, welcher die Qualitäten von Bauten mit einer ungefähren Ausdehnung von 100 Wohneinheiten zwischen 1960 und 1975 prüft.

Wohnungsbau der Nachkriegsmoderne: Terrassenbauten innerhalb des Olympischen Dorfes in München (© K. Link)